Allergieabklärung zur Senkung des Infektionsrisikos

Allergien gehören zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen der modernen Gesellschaft. Die Zunahme allergischer Erkrankungen in den letzten 3 Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ist in fast allen Ländern der Welt zu beobachten.

Allergische Erkrankungen beinträchtigen weltweit das Leben von über 2 Milliarden Menschen. In Deutschland sind ungefähr 20-30 Millionen Menschen betroffen. Über die Hälfte der Bundesbürger sind bereits sensibilisiert, das heißt durch Allergenkontakt aus der Umwelt tragen sie die Fähigkeit, allergische Antikörper zu bilden, die zu einer Krankheit führen können, in sich. Nur 10 % der allergiekranken Menschen in Deutschland werden adäquat versorgt. Viele Betroffene wissen nicht, dass ihre Beschwerden allergischer Natur sind und ihre Anfälligkeit für rezidivierende Infektionen mit Viren und Bakterien auf dem Boden einer chronisch allergischen Erkrankung besteht, womit diese Infektionen länger anhalten können oder gar nicht erst abklingen.

Die Allergie als chronisch entzündliche Erkrankung des gesamten Körpers kann durch eine Vorstellung bei einer/einem Allergologin/Allergologen im Medizinicum symptombezogen frühzeitig erkannt und interdisziplinär behandelt werden. Allergologen, Gastroenterologen und Rheumatologen arbeiten eng zusammen, um antientzündliche Konzepte für spezifisch erkrankte Organsysteme zu entwerfen unter Einbeziehung von fachspezifischen Ernährungsberatern.

Moderne Hygienestandards führen zur Allergieentwicklung

Allergie ist eine Überempfindlichkeit gegen normalerweise harmlose Stoffe der Umgebung (Allergene), auf die das Immunsystem mit einer unverhältnismäßig starken Abwehrantwort (allergischen Reaktionen) reagiert. Es ist eine überschießende Reaktion, vermittelt durch einen spezifischen immunologischen Mechanismus (Antikörper, T-Zelle) – gegen ein harmloses äußeres Antigen (Allergen).

Der Erstkontakt führt zunächst zu einer Sensibilisierung in den Zellen, die sich im Laufe des Lebens zu einer entzündlichen allergischen  Reaktion  an der Haut und an den Schleimhäuten des gesamten Körpers entwickeln kann mit Beteiligung des Nasenrachenraums, der Augen, der Bronchien, des Magendarmtraktes mit Verdauungsstörungen, der Organsystemen und des Gefäßsystems.

Risikofaktoren für die Entwicklung von Allergien sind:

Genetik, Alter und Geschlecht, Komorbiditäten, allergische Vorerkrankungen in der Familie Klimatische Veränderungen mit höheren Allergenkonzentrationen in der Umwelt durch Klimawandel führen zum verstärkten Auftreten von Allergien.

Wohnorteinflüsse, Luftverschmutzung, Rauchen, Sozioökomie, Medikamenteneinnahme spielen ebenfalls eine Rolle. Die Prävalenz atopischer Krankheiten ist in städtischen Gebieten höher als auf dem Land.

Moderne Hygienestandards führen zur Allergieentwicklung

Durch einen hohen Hygienestandard stehen keine oder wenig Mikroorganismen zur Verfügung, mit denen sich das Immunsystem auseinandersetzen kann. Das IgE vermittelte Immunsystem, welches früher auf Parasiten spezialisiert war, reagiert in Ermangelung von Mikroorganismen mit einer Überempfindlichkeit gegen harmlose Substanzen wie Hausstaub, Baum und Gräserpollen oder die Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln.

Zur jetzigen Zeit mit der Notwendigkeit von hohen Hygienestandards besteht die Möglichkeit der Entwicklung multipler Allergien.

Die Allergie als chronisch entzündliche Erkrankung des gesamten Körpers kann durch eine Vorstellung bei einer/einem Allergologin/Allergologen in unserem interdisziplinären Facharztzentrum frühzeitig erkannt und durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachrichtungen übergreifend organspezifisch behandelt werden.

Allergien werden in 4 Typen der Überempfindlichkeitsreaktionen eingeteilt

Typ I Überempfindlichkeitsreaktionen Soforttypallergie

Mit Bildung des spezifischen Immunglobulin E gegen unbedenkliche Antigene (Allergene) erfolgt die Übertragung über die Schleimhäute, die Atemwege und den Verdauungstrakt und gelangt in den ganzen Organismus. Die IgE vermittelte Allergie zieht eine atopische Reaktion sehr rasch nach Kontakt 30min (Soforttyp) nach sich, entweder lokal oder systemisch, mit Symptomen wie Juckreiz der Haut, Auftreten von Urtikaria, einer atopische Dermatitis, als Neurodermitis oder atopisches Ekzem, bekannt, als allergische Rhinitis und Konjunktivitis mit Entzündungen der Augen und des Nasenrachenraum oder auch als akute oder chronische Sinusitis sowie zusätzlich die Möglichkeit einer IgE vermittelten Anaphylaxie. Bei chronischem Husten und Anfällen von Atemnot kann ein allergisches Asthma vorliegen.

Primäre Nahrungsmittelallergien entstehen am ehesten bei gastrointestinalen Sensibilisierungen auf vorwiegend stabile Nahrungsmittelallergene (Glykoproteine). Eine sekundäre Nahrungsmittelallergie bildet sich in Folge einer Sensibilisierung gegenüber Aeroallergenen (z. B. Pollenallergenen) mit anschließenden Reaktionen (sog. Kreuzallergien) auf strukturverwandte, häufig instabile Allergene in (pflanzlichen) Lebensmitteln.
Übelkeit, Erbrechen, kolikartige Bauchschmerzen und gastroösophagealer Reflux sowie Diarrhoe können die Folge sein. Auf das Gefäßsystem bezogen kann ein Angioödem auftreten.

Weitere Auslöser allergischer Reaktionen vom Typ I können durch Tierepithelien, Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Insektengifte, Nahrungsmittel, Helmithiden, Arzneimittel und andere Stoffe Eiweißbestandteile in Impfstoffen hervorgerufen werden.

Typ II zytotoxische Überempfindlichkeitsreaktionen

Die antikörpervermittelte Zerstörung der Zelle erfolgt durch die komplementvermittelte Zytolyse, antikörpervermittelte Zytotoxizität oder auch Phagozytose z.B. Blutgruppenunverträglichkeit, Abstossungsreaktion nach Organtransplantation, medikamenteninduzierte Zytopenien und die autohämolytische Anämien.

Bei Typ III Überempfindlichkeitsreaktionen werden Antigen-Antikörperkomplexe in Gefäßen und Gewebe gebildet und darüber hinaus Komplement, Mastzellen und andere Leukozyten aktiviert. Zur Typ III Reaktion gehören die exogen allergische Alveolaris (Vogelhalterlunge und Farmerlunge) und die arzneimittelinduzierte Immunkomplexvaskulitis.

Typ IV Überempfindlichkeitsreaktionen beruhen auf der Aktivierung von antigenspezfischen
T-Effektorzellen, meist CD4 Zellen, die Interferon Y und weitere Zytokine produzieren, umso Makrophagen zu stimulieren (Hyperaktivität). Durch den Erstkontakt werden die T-Zellen zu Gedächtniszellen sensibilisiert und dann aktiviert. Die Typ IV Reaktion benötigen aufgrund des zellulären Mechanismus mehr Zeit um sich zu entwickeln. Zu diesem Typ gehören Kontaktallergien (Nickel) und Arzneimittelexantheme

Diagnostische Maßnahmen zu Feststellung einer allergiebedingten Erkrankung

  • Hauttests zum Nachweis des oder der auslösenden Allergene und der allergischen Reaktion mit Testextrakten (Fertigarzneimittel).
  • Messung des spezifischen Immunglobulin E (IgE) und des spezifischen Rastallergieprofils Pollen und nahrungsmittelassoziiert.
  • Bei nasaler Beteiligung Durchführung einer Nasenflussmessung.
  • Bei Husten und bronchialer Beteiligung Durchführung eines Lungenfunktionstest,Stickstoffmonoxidmessung Entzündungsaktivität in der Ausatemluft.
  • Bronchialen Provokationstest.
  • Beratung über Allergiepräventionsmaßnahmen.
  • Beratung und Durchführung einer medikamentösen Therapie und eine spezifische Immuntherapie.
  • Auf das Allergieprofil bezogene Ernährungsberatung.
  • Gastroenterologische Differenzierung primär oder sekundärer pollenassoziierter Nahrungsmittelallergien.
  • Differenzierung von Malabsorptionssyndromen und Erkennung von bakterieller Fehlbesiedelung und Resorptionsstörungen durch Gastroskopie und Coloskopien.

Therapeutische Maßnahmen zur Behandlung von pollenassoziierten allergischen Erkrankungen

  1. Ernährungsberatung zur diätetischen Allergenelemination und Beratung zur Allergenkarenz
  2. Spezifische Immuntherapie:
    Bei allergischer Rhinitis durch Hausstaubmilben, Baum oder Gräserpollen wird eine Hyposensibilisierung empfohlen. Das Verfahren heißt spezifische Immuntherapie.Sie ist die einzige derzeit verfügbare Behandlung, die das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht bringt. Das Immunsystem wird dabei mit einer langsam steigenden und später höheren Dosis der passenden Allergenzubereitung an den Allergieauslöser gewöhnt. Die Immuntherapie ist generell geeignet bei allergischer Rhinitis, Konjunktivitis, sowie bei allergischem Asthma und auch pollenassoziierten kreuzreaktiven Nahrungsmittelallergien.

    Gute Erfolgschancen der spezifischen Immuntherapie:
    Bei 60 bis 70 Prozent der Betroffenen lassen sich zuverlässig anhaltende Erfolge erzielen. Dies gilt insbesondere für Erwachsene und Kinder mit Gräserpollen, Birkenpollen und Hausstaubmilbenallergie.
    Behandelt wird mit hochdosierten Extrakten der jeweils relevanten Allergene. Sie erfolgt mit Spritzen unter die Haut (alle 4-6 Wochen) oder tgl. sublingual mit Allergenextrakten über einen Zeitraum von drei Jahren.

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