Juckreiz, Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen, vermehrtes Wasserlassen und mitunter auch eitriger Ausfluss sind typische Symptome einer sogenannten Urethritis. Eine solche Entzündung der Harnröhre (Urethra) kann viele verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen lässt sich eine Urethritis auf eine Infektion wie Gonorrhoe (Tripper), Chlamydien, Darmkeime oder andere Bakterien zurückführen. Diese treten besonders häufig im jungen Erwachsenenalter und bei sexuell sehr aktiven Menschen auf. Doch eine Urethritis kann auch eine Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung wie Diabetes mellitus, einer Salmonelleninfektion, einer oberen Harnwegsinfektion oder einer Allergie sein. Deshalb sollte eine Harnröhrenentzündung immer gründlich urologisch untersucht und bei Bedarf auch unter Einbeziehung von Experten weiterer Fachrichtungen abgeklärt werden.
Treten nach einer Urethritis Gelenk- und Wirbelsäulenbeschwerden auf, oft in Verbindung mit einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis), typischen Hautveränderungen oder einer Entzündung der Achilles-Sehne, sind das typische Anzeichen für ein Rheumaleiden, an dem bereits Christoph Columbus gelitten haben soll. Erstmals ausführlich beschrieben wurde es im ersten Weltkrieg von dem Berliner Arzt Hans Reiter. Das nach ihm benannte Reiter-Syndrom wird auch als reaktive Arthritis bezeichnet, weil sich die Gelenke oder die Wirbelsäule infolge einer Infektion der Harnröhre entzünden, obwohl sie selbst gar nicht infiziert sind. Vor allem nach einer Gonorrhoe oder einer Chlamydieninfektion muss eine reaktive Arthritis in Betracht gezogen werden, wenn plötzlich Gelenk- oder Rückenbeschwerden auftreten – insbesondere wenn auch die Augen entzündet sind. Man geht davon aus, dass etwa drei Prozent der Chlamydieninfektionen zu einem Reiter-Syndrom führen. Offenbar wird durch die Infektion eine Reaktion des Immunsystems hervorgerufen, die sich gegen körpereigene Strukturen richtet. Damit zählt das Reiter-Syndrom zu den Autoimmunkrankheiten. Da bei vielen Betroffenen das HLA-B27-Antigen im Blut nachweisbar ist, gibt es vermutlich auch eine erbliche Veranlagung für diese Krankheit.
Wichtig: Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Wie bei den meisten Erkrankungen, die ganz verschiedene Organsysteme betreffen, ist eine enge, fachübergreifende Zusammenarbeit unterschiedlicher Spezialisten – in diesem Fall von Urologen, Augenärzten und Rheumatologen – entscheidend. Gemeinsam können sie eine reaktive Arthritis oder Spondyloarthritis schnellstmöglich erkennen und behandeln, um eine Chronifizierung der Beschwerden zu verhindern.