(früher: Chronische Polyarthritis), entzündlicher Gelenkrheumatismus.
Befallen sind rund 0,8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland (Prävalenz); es erkranken jährlich zwischen 300 und 400 Menschen pro eine Million der Bevölkerung über 18 Jahren (Inzidenz) neu, davon sind rund 80 Prozent Frauen. Die Krankheit beginnt meist im mittleren Alter. Sicher scheint, dass es eine genetische Prädisposition gibt, darüber hinaus sind die Ursachen unbekannt.
Symptome
Morgensteifigkeit in den Gelenken von mindestens einer Stunde, Schmerzen und Schwellungen, Steifigkeitsgefühl in den Hand- und Fingergelenken, wobei die Endgelenke meist ausgespart bleiben, frühzeitig werden auch die Zehengelenke einbezogen.
Zeichen einer Rheumatoiden Athritis
Symmetrische Schwellung der Handgelenke, Fingergrund-und Mittelgelenke. Anfänglich können diese Beschwerden zunächst wieder spontan ohne Behandlung verschwinden. Im weiteren Verlauf tritt oft ein allgemeines Krankheitsgefühl hinzu. Blutteste zeigen erhöhte Entzündungswerte (z.B. erhöhte Werte für Blutsenkung und C-reaktives Protein, Blutbildveränderungen). Bei über 80 Prozent der Betroffenen findet man im Blut den sogenannten Rheumafaktor, einen Autoantikörper, den fälschlicherweise das Immunsystem gegen körpereigene Eiweiße bildet (= Autoimmunerkrankung). Fast beweisend sind die sog. CCP-AK (Autoantikörper gegen cyclisch citrullinierte Proteine/ACPA). Diese gehen der Erkrankung oft schon Jahre voraus. Röntgenuntersuchungen der Gelenke zeigen im Frühstadium keinen wegweisenden Befund. Sehr viel genauer zeigen Ultraschall (Sonographie) oder Kernspintomographie (MRT) Gelenkentzündungen, allesamt Untersuchungen also mit fehlender Röntgenstrahlenbelastung.
Hauptgefahren der Erkrankung
Unbehandelt führt die RA zu Zerstörung, Deformierung der Gelenke, Behinderung im Alltag, Verlust des Arbeitsplatzes, vorzeitiger Berentung und Lebensverkürzung um im Mittel 5-10 Jahre. Besonderes Augenmerk legen Rheumatologen auf die entzündliche Beteiligung der Halswirbelsäule; durch diese Entzündung entsteht Instabilität und Gefahr der Rückenmarkskompression-und das oft unbemerkt. Hier sollte deshalb auch ohne Beschwerden alle ein bis zwei Jahre geröntgt werden.
Bei rund 2-5% der Betroffenen können innere Organe beteiligt sein, z.B. eine Entzündung der Blutgefäße (= Rheumatoide Vaskulitis, Beteiligung der Lunge, des Nervensystems, des Herzens, der Haut, der Augen.
Als Ursache der verkürzten Lebenserwartung gilt in erster Linie eine vorzeitige und beschleunigt ablaufende Arteriosklerose (Blutgefäßverkalkung) mit all ihren bekannten Folgen (unter anderem frühzeitiger Herzinfarkt). RA-Patienten haben im Vergleich zur Normalbevölkerung ein ca. doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen Eine konsequente Behandlung führt zu einer Normalisierung der Lebenserwartung. Die Rheumatoide Arthritis ist in aller Regel nicht heilbar, aber heute gut behandelbar.
Behandlungsziele
Schmerzfreiheit, Entzündungsrückgang, Verhinderung bzw. Verlangsamung von Gelenkzerstörungen und Deformierungen, Führen eines normalen Lebens bzw. Normalisierung der Lebenserwartung. Die Behandlung besteht vornehmlich aus entzündungs-hemmenden Medikamenten. Medikamente, die die Gelenkzerstörung aufhalten können – sogenannten Basistherapien – müssen sofort bei Diagnose begonnen werden, da Gelenkzerstörungen manchmal bereits in den Wochen entstehen und der einmal gesetzte Schaden an den Gelenken nicht mehr reparabel ist. Basistherapeutikum (DMARD) der ersten Wahl ist Methotrexat, alternativ (v.a. bei eingeschränkter Nierenfunktion) Leflunomid, einzeln oder auch bei schweren Verläufen miteinander kombiniert. Devise ist: frühzeitig und frühzeitig effektiv. Seit einigen Jahren gibt es Antirheumatika mit völlig neuem Wirkmechanismus, die ganz gezielt entzündungs- und zerstörungsfördernde Botenstoffe (= Zytokine) oder Immunzellen im Blut attackieren und auch blockieren (Biologica). Dies sind gentechnisch hergestellte Substanzen, und aus diesem Grund sind sie heute noch sehr teuer (Therapiekosten um 20.000 Euro pro Jahr im Vergleich zu ca. 2000 Euro für die herkömmlichen Basistherapien). Momentan werden Medikamente gegen TNFalpha (Tumornekrosefaktor alpha), Interleukin 6 Rezeptor (Tocilizumab), CD 20 positive B-Zellen (Rituximab) und T-Zellstimulation (Abatacept) eingesetzt. Einen anderen Wirkansatz haben die sog. Januskinase-Blocker, sie wirken in der Zelle und stoppen die dort stattfindende Entzündungskaskade. Im Gegensatz zu den Biologica, die immer parenteral verabreicht werden (meist subcutan) können JAK-Inhibitoren als Tablette verabreicht werden.
Diese Substanzen sind hochwirksam, die Wirkung tritt teilweise innerhalb weniger Tage oder Wochen ein, aber sie sind auch nicht ohne Risiken (Infektionsgefahr). Langzeiterfahrungen damit fehlen noch. Deshalb empfehlen heute die medizinischen Fachgesellschaften erst dann deren Einsatz, wenn die oben genannten, etablierten, teilweise über 50 Jahre bekannten Therapien nicht ausreichend greifen oder wenn der Patient sie nicht verträgt. Um die Sicherheit der Biologica-Therapie weiter zu erhöhen, werden in den meisten Ländern Europas und Nordamerikas sog. Biologica-Register geführt, die möglichst vollständig Nebenwirkungen erfassen (in Deutschland das Rabbit-Register). Fast alle Patienten brauchen Cortison als schnellst wirksames antientzündliches Medikament, meist als Überbrückung bis die Basistherapie ihre volle Wirkung entfaltet hat (zum Teil mit einer Anlaufzeit von mehreren Wochen). Prinzipiell sollte nach spätestens 6 Monaten die Cortison-Therapie beendet werden. Eine kleine Cortisondosis (weniger als 5mg pro Tag) kann unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen (Osteoporoseschutz!) belassen werden. Krankengymnastik, Physiotherapie, Ergotherapie, Gelenkinjektionen, Ernährungsumstellung, und in schweren Fällen auch operative Maßnahmen (z.B. Gelenkersatz): Dies alles ergänzt die medikamentöse Behandlung. Der „Regisseur“ in der Betreuung von Patienten mit Rheumatoider Arthritis soll auf jeden Fall Rheumatologe (Internist) sein: Er führt alle Fäden zusammen, leitet die Therapie ein und prüft deren Wirksamkeit (Kontrolle mindestens alle sechs Monate) und Verträglichkeit. Und er sollte sofort zu Krankheitsbeginn die Behandlung mit dem Hausarzt koordinieren. Hingewiesen sei an dieser Stelle auch das vielfältige Angebot der Rheuma-Liga für Rheumatiker. Bei erhöhtem Risiko bei RA-Patienten für Herz-Kreislauferkrankungen muss neben optimaler Therapie der rheumatischen Grundkrankheit besonderes Augenmerk auf die sog. Risikofaktoren wie erhöhten Blutdruck, erhöhte Blutfette und Rauchen gelegt werden, bzw. diese minimiert werden. Und schließlich ist bei Rheumatikern auf eine konsequente Zahnhygiene zu achten, Parodontose tritt vielfach häufiger bei RA-Patienten auf und wirkt sich ungünstig auf den Verlauf der RA und das Therapieansprechen aus.