Gibt es tatsächlich Rheuma im Auge?
Ein gerötetes Auge hat meist eine relativ harmlose Ursache, wie eine Blutung unter der Bindehaut oder eine Reizung. Es kann aber auch Symptom einer schweren Augenerkrankung sein oder eines Rheumaleidens, das den gesamten Körper betrifft. Deshalb sollte ein rotes Auge, das länger als 48 Stunden anhält, unbedingt vom Augenarzt untersucht werden. Erkennt der Augenarzt Anzeichen einer Entzündung der Gefäßhaut (Uvea), sollte er nach Gelenkbeschwerden, Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden fragen, denn oft ist eine solche Uveitis Symptom einer rheumatischen Erkrankung. Nicht selten stellen Augenärzte aufgrund einer Uveitis als erste die Verdachtsdiagnose „Rheuma“, die dann von Rheumatologen überprüft werden sollte. Eine enge Zusammenarbeit von Augenärzten und Rheumatologen hilft, keine Zeit zu verlieren und durch schnellstmögliche Therapie ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Rheuma im Auge: Angriff des Immunsystems
Auch wenn die meisten Menschen dabei vor allem an schmerzende Gelenke denken, umfasst der Oberbegriff „Rheuma“ eine Vielzahl von Autoimmunkrankheiten. Dabei kommt es zu einer Störung des Immunsystems, das körpereigene Gewebe angreift, wie beispielsweise die Gelenkinnenhaut bei der Rheumatoiden Arthritis. Die so entstehenden Entzündungen können äußerst schmerzhaft sein und nahezu überall im Körper auftreten, besonders häufig im gut durchbluteten Auge. Das betrifft vor allem die aus Regenbogenhaut (Iris), Strahlenkörper (Ziliarkörper) und Aderhaut (Choroidea) bestehende Uvea, die zwischen Lederhaut und Netzhaut verläuft und diese mit Blut versorgt. Die Entzündung der Uvea, die Uveitis, ist die zweithäufigste Ursache von Erblindungen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland. Entzündliche Augenveränderungen bei rheumatischen Erkrankungen können Menschen aller Altersgruppen betreffen, sogar Kinder. Die Symptome können je nach Lebensalter ganz unterschiedlich ausfallen. Eine Rheumatoide Arthritis tritt meist nach dem 40. Lebensjahr auf, oft begleitet von einem trockenen Auge. Die Spondyloarthritiden wie Morbus Bechterew sind häufig mit einer Uveitis assoziiert. Beim Augenarzt klagen die Betroffenen über Augenbrennen mit Fremdkörpergefühl, rote Augen und stechende Schmerzen. Bei Kindern und jungen Erwachsenen dagegen greifen die Entzündungen eher innere Strukturen des Auges an, was zum Beispiel zu einer Blendempfindlichkeit, Schmerzen oder Beeinträchtigungen der Sehschärfe führen kann.
Rheuma im Auge: Enge interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig
Sowohl für die Diagnostik begleitender Erkrankungen als auch für die Langzeitbehandlung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit des Augenarztes mit weiteren Fachärzten wichtig, vor allem mit Rheumatologen oder Kinderrheumatologen sowie Internisten, da viele Patienten mit rheumatoider Arthritis auch an weiteren chronischen Krankheiten leiden.