Ist es Ihnen auch schon einmal vorgekommen? Sie sitzen am Schreibtisch oder liegen im Bett und wollen einschlafen und plötzlich beginnt das Herz ins Stocken, kurze Pausen und das Gefühl eines unkontrollierbaren „Absackens“ entstehen. Dann schlägt es normal weiter. Oder: plötzlich rast das Herz aus unerfindlichen Gründen und es überkommt einem eine innere Nervosität und Panik. Diese Beschwerden können den Alltag mit Schlafstörungen und Sorge über die Gesundheit deutlich belasten.
Herzrhythmusstörungen, wie z.B. Herzstolpern oder Herzrasen, gehören zu den häufigsten Beschwerdebildern in der kardiologischen Sprechstunde und betreffen Jugendliche bis hin zu Senior:innen. Nach einem ausführlichen Gespräch, erfolgt normalerweise ein EKG, eine Kontrolle der Blutwerte und ein Ultraschall des Herzens (Echokardiographie). Häufig sind die Befunde aber unauffällig, dann folgt ein Langzeit-EKG über 48 Stunden mit einem meist unauffälligen Ergebnis: typischer Vorführ-Effekt.
Was nun?
In den letzten Jahren haben sich, dank verbesserter Technik der Erkennung von Herzfrequenzen, Uhren (smart watches oder wearables genannt) etabliert und viele sind mittlerweile als Medizinprodukte anerkannt. Entweder wird über Infrarotstrahlen und den roten Blutfarbstoff Hämoglobin eine Pulskurve erstellt (Photoplethysmographie), oder ein EKG wird über zwei Ableitungen (z.B. Handgelenk und Finger) geschrieben. Die Genauigkeit zur Diagnosestellung von Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung, die zum Schlaganfall führen kann, liegt bei 90%. Wussten Sie, dass bei jedem/r 3. EU-Bürger/in über 55 Jahre Vorhofflimmern auftritt? Extraschläge (Extrasystolen) werden ebenfalls nachgewiesen. Nachteile einer solchen Uhr: es entstehen durch körperliche Bewegung noch zu viele Verwackelungen (Artefakte). Außerdem muss der Träger in der Lage sein, die EKG-Funktion zu bedienen und auch eine lückenlose Aufzeichnung (24 Stunden am Tag) ist nicht garantiert. Übrigens: Herzinfarkte oder weitaus gefährlichere schnelle oder langsame Herzrhythmusstörungen mit z.B. Folge eines Bewusstseinsverlust (Synkope) können damit nicht diagnostiziert werden.
Gründe für den Einsatz von LZ-EKGs oder Smartwatches mit EKG-Funktion: störendes Herzstolpern oder Herzrasen.
Immer noch nichts gefunden? Wie weiter?
Implantierbare Ereignisrekorder
Nun kommen sog. implantierbare Ereignisrekorder (ILR = implantable loop recorder) zum Einsatz. Ein kleiner, USB-Stick-ähnlicher Mikrocomputer wird auf Höhe des Herzens mithilfe lokaler Betäubung unter die Haut eingepflanzt. Das dauert in der Regel ein paar Minuten und erfolgt in der Praxis.
Dieses Gerät ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Rhythmus und speichert Unregelmäßigkeiten, die der Arzt dann mittels Datenübertragung an seinem Computer einsehen oder während der nächsten Sprechstunde „auslesen“ kann. Auch besteht für den/die Patient/in die Möglichkeit anhand einer Fernbedienung, dem Gerät einen Hinweis zu geben, wenn er z.B. Schwindel oder Herzklopfen bemerkt. Damit wird der genaue Zeitpunkt des Auftretens „markiert“. Bis zu 3-4 Jahren kann dieser Monitor im Körper bleiben und wird nach Batterieerschöpfung unkompliziert wieder herausgezogen.
Gründe für die Implantationen eines Eventrekorders
- unklarer Bewusstseinsverlust
- ungeklärter Schlaganfall
- Nachweis eines zuvor nicht detektierbaren Vorhofflimmerns
- Beurteilung des Erfolgs nach Behandlung (Ablation) von Vorhofflimmern.
Können wir Ihnen weiterhelfen?
Die kardiologische Abteilung steht Ihnen weiteren Fragen gerne zur Seite.
Quellen: Veltmann: Kardiologie 2023;17:406-417. Herzstiftung.de; Hindricks et al: Kommentar zu den Leitlinien (2020) der ESC zur Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern. Kardiologe 15:354-363 (2021).